Ein Besuch bei der brasilianischen Feuerwehr

Natürlich konnte ich es mir als Feuerwehrmann nicht nehmen lassen das „Corpo de Bombeiros Militar do Estado do Rio de Janeiro“ (CBMERJ) in Niterói zu besuchen. Das CBMERJ ist auf Bundesstaatsebene militärisch organisiert und war sogar bis vor ca. 15 Jahren Bestandteil der Polizei („polícia militar“).
In Niterói (>500.000 Einwohner) gibt es drei Feuerwachen: Centro, Charitas und Itaipú. Insgesamt sind ständig 45 Berufsfeuerwehrleute (Freiwillige gibt es nicht) im Einsatzdienst. Neben den klassischen Feuerwehraufgaben, gehört auch die Leichenbergung und die Rettungsschwimmer zum Leistungsspektrum des CBMERJ.
Eine weitere Besonderheit, gegenüber Deutschland, stellt die Ausbildung dar: Polizeiliche wie militärische Inhalte gehören aufgrund Sicherheitslage zur Grundausbildung des Feuerwehrmanns dazu, z.B. ein Training mit Handfeuerwaffen.

Der „Leichenwagen“. Das ARC wird ausschließlich zum Transport von Leichen nach „unnatürlichen Todesursachen“ (Unfälle, Morde, Suizide etc.) genutzt. Die Einsatzfrequenz liegt bei mehr als 8 Einsätze pro Tag und ist damit häufiger im Einsatz als der Rettungswagen, der ebenfalls auf dieser Wache stationiert ist. Das Fahrzeug kommt natürlich aufgrund seines Aufgabenspektrums vor allem in den sozialen Brennpunkten, den Favelas, zum Einsatz. Bei den Schilderung meines Führers über Einsätze mit Polizeischutz und gepanzerten Fahrzeugen stockte mir als deutschen Feuerwehrmann erstmal der Atem.

Die Funkzentrale. Hier laufen alle Notruf (Notrufnummer: 192) aus dem Zuständigkeitsbereichs der Wache auf. Jede Feuerwache hat eine solche Zentrale, da es eine zentrale Leitstelle für die Stadt Niterói nicht gibt.

Die Schutzkleidung. Jeder Feuerwehrmann hat eine Dienstkleidung, die auch für technische Hilfleistungseinsätze genutzt wird. Für den Brandeinsatz steht eine Überbekleidung nach EN469 der englischen Firma Bristol zur Verfügung. Der Helm stammt der Fa. Pacific Helmets aus Neuseeland. Und wenn man genau hinschaut, kann man rechts original deutsche Haltegurte erkennen. (Diese werden übrigens dort nicht zum Notabseilen benutzt….. 😉

Und noch deutscher Schatz auf der Wache: Eine Drehleiter DLK23/12-St der Firma Magirus, Ulm, versieht seit fast 20 Jahren ihren Dienst dort. Sie ist die einzige Drehleiter im Großraum Niterói. Eine Ersatzdrehleiter benötigt aus Rio de Janeiro mehr als 30min bei guter Verkehrslage auf der Brücke. Allerdings berichtete man mir, dass Brände in hohen Gebäude praktisch sehr selten vorkämen (<10 pro Jahr) und dann meistens der Vorbeugende Brandschutz (Sprinkler, Wandhydranten etc.) schlimmeres verhindere, so dass die Drehleiter eigentlich nur eine letzte Ausfallreserve sei.

Zu guter letzt noch der Spruch der brasilianischen Feuerwehr:

„Vida alheia e riquezas salvar!“

= „Fremde Leben und Reichtümer rette!“

Achja, hier noch ein Feuerwehrvideo, das ich während meines Aufenthaltes in Cabo Frio aufgenommen habe:

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